28. März 2009

Alles außer Dornfelder und Chardonnay

Es gibt Seuchen im Weinbau, deren Gefährlichkeit Plagen wie die Reblaus oder diverse Pilzkrankheiten fast in den Schatten stellt. Da sind zum einen die sogenannten "internationalen Weine", die einem quasi künstlich erschaffenen Geschmacksbild entsprechen und unabhängig von ihrer Herkunft stets gleich schmecken: fett, überladen, holz- und vanillelastig, oft mit einem heftigen Alkoholgehalt. Bei den Weißweinen ist der Chardonnay der Inbegriff dieser Fehlentwicklung.
Verdient hat es diese Rebsorte nicht. Im Burgund und in Chablis gibt es nach wie vor wunderbar reintönige, fruchtige und leichte Chardonnays mit feiner, vegetabler Aromatik. Doch in der Regel gilt mittlerweile leider: Finger weg!
Noch schlimmer ist es mit dem Dornfelder. Diese deutsche Mißgeburt entstand 1956 in Frankensteins Labor in Weinsberg als Kreuzung aus Heroldsrebe und Helfensteiner. Ziel war es, einen "Deckwein" mit möglichst dunkler Farbe zu produzieren, der den in der Rgel nicht sehr farbintensiven deutschen Rotweinen durch (legale) Beimischung ein sattes Rot zu verpassen. Das ist gelungen, doch irgendwann, kamen die Winzer und vor allem die Vermakrter auf die Idee, das Zeug sortenrein auszubauen. Aufdringliche Pseudo-Kirschfrucht, pappige Noten und manchmal auch finstere Holznoten prägen seinen Auftritt. Ausnahmen gibt es kaum, mir ist jedenfalls nur ein einziges trinkbares Exemplar untergekommen. Es ist zu hoffen, daß der mündige Weintrinker dieses Zeug endlich dahin verbannt, wo es hingehört: In die Discounterregale für 1,99!